Leif Randt:
Schimmernder Dunst über
Coby County
Im Haus am OpernTurm unterhielten sich am 10. Mai der Autor Leif Randt und Holger Heimann, Redakteur beim Börsenblatt des Deutschen Buchhandels. „Ist diese Lesung ein Heimspiel für Sie?“, fragte der Journalist. „Nein, aber es ist schön, hier zu sein.“ „Was ist ein hessischer Schriftsteller?“, wollte Holger Heimann weiter wissen. „Oh, das war Taktik, als ich mich für ein hessisches Stipendium bewerben wollte. Ich dachte, das kommt besser an, habe mich aber dann doch nicht beworben“, klärte Leif Randt auf und fügte hinzu: „Ich lebe zwar in Berlin-Neukölln, bin aber ein Frankfurter. Oder Maintaler. Und kein Berliner.“
„Was muss man sich unter Coby County denn vorstellen?“, kam Holger Heimann auf das Buch zu sprechen. „Es ist ein Patchwork-Ort, eine Mischung aus Brighton und Lindau am Bodensee und anderen Orten“, erklärte der Autor. Er beschreibe auch keine Zukunft, sondern eher eine Nebengegenwart.
Auf die Frage, ob er selbst gerne in Coby County leben würde, antwortete Leif Randt nicht sofort. Dann sagte er: „Früher wollte ich das nicht, jetzt schon“, und forderte auf: „Wer will kommt mit!“
Eine Passage aus „Schimmernder Dunst über Coby County“ folgte.
Anschließend nahm Holger Heimann das Leben in dieser fiktiven Stadt unter die Lupe. Ist es dort wichtig, smart und cool zu sein? „Für die Älteren ist vieles selbstverständlich, für die Jüngeren ist einiges peinlich“, bemerkte der Autor und äußerte weiter: „Ich denke nach jeder Lesung neu über das Buch nach.“ Vielleicht führe jede Abgrenzung von den Älteren dahin, dass man genau so werde wie sie. Die Spielräume der Rebellion seien klein.
„Nach Ihrer Lesung beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2011 gab es ganz unterschiedliche Reaktionen“, erinnerte Holger Heimann an den Auftritt in Klagenfurt. „Hauptsache, es gibt irgendeine Reaktion“, meinte der Autor.
Nein, euphorische Kritiken belasten ihn nicht, sie eröffnen ihm mehr Möglichkeiten. „Die hasserfüllten Redakteure haben entweder nichts geschrieben oder sich nach den guten Kritiken nicht mehr getraut“, schätzte Leif Randt ein, ehe er die Lesung fortsetzte.