John Burnside:
In hellen Sommernächten
Wieder im OpernTurm, allerdings noch etwas höher, nämlich in der 28. Etage, unterhielten sich am 4. Mai der Autor John Burnside und Gregor Dotzauer, Literaturredakteur beim Tagesspiegel.
„Hier im größten Konferenzraum von K & L herrschen auch Lakonie und Leidenschaft bei den Videokonferenzen“, begrüßte Mathias Schulze Steinen die vielen Gäste.
Gregor Dotzauer stellte den Autor, „der schnell, aber nicht besonders schottisch spricht“, vor. Dessen Werke wurden mehrfach ausgezeichnet. So erhielt der Lyrikband „Black Cat Bone“ 2011 sogar zwei Preise.
„Mir ist es ein Rätsel, wie John Burnside als Professor für Kreatives Schreiben lehrt, selbst Bücher verfasst und dazu noch eine Familie hat und alles nebeneinander hinkriegt“, schließt Gregor Dotzauer bewundernd die kurze Einführung in die Vita des Autors ab.
Vor zehn Jahren besuchte John Burnside Norwegen, ein Ergebnis dieser Reise liegt im Buch „In hellen Sommernächten“ vor, übrigens der siebente Roman des Autors. Er wollte damit auch „archaische Denkweisen rehabilitieren“. Auf Chimären, Mystik und phantastische Ereignisse und Erscheinungen trifft der Leser im Roman zuhauf. Und es geht um Malerei und Spiegelung der eigenen Person, die Burnside mit den Worten von Leon Battista Alberti aus dem Jahr 1436 beschreibt: „Was ist Malerei anderes als der Versuch, mit den Mitteln der Kunst die Wasseroberfläche eines Quells zu umarmen?“
John Burnside sprach weiter über Albert Einstein und Arthur Eddington und seine Hochachtung vor den technischen Leistungen Eddingtons.
Das Buch ist zudem „eine Hommage an Lewis Carroll und Jorge Luis Borges sowie Knut Hamsun“, äußerte der Autor.
Gregor Dotzauer empfindet den Roman als ein fremdes und langsames Buch. Das wurde vom Autor bestätigt; er arbeitete zehn Jahre daran und schrieb vier Fassungen, „die erste war sehr klaustrophobisch“, setzte er hinzu.
Jochen Nix las in bewährter Weise zwei Kapitel aus der deutschen Ausgabe von „In hellen Sommernächten“.
Zum Abschluss kam Gregor Dotzauer noch auf die politische Haltung von John Burnside, seine Sympathie für ökologische und linke Ideen zu sprechen. Burnside distanzierte sich von jeglicher parteipolitischer Arbeit, die nur auf Macht gerichtet sei. Er sprach sich gegen den vielerorts verbreiteten Tunnelblick der Politiker aus und wünschte sich Engagement mit einem Blick für das Ganze.